Yellow Yoga Berlin – Review

Das Yellow Yoga versteht sich als Solidargemeinschaft. Die Klassen werden in englischer Sprache unterrichtet. Ich besuche die Mittwochabend-Stunde…

Das Yellow Yoga gibt es bereits zweimal in Berlin. Ich besuche den “Gelben Raum” in der Mariannenstraße, “Raum Sonne” befindet sich in der Sonnenallee.

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Yellow Yoga – Hofeingang

Es ist noch recht warm in der Hauptstadt, aber nicht mehr schwül. Da ich den Schlüssel meines Fahrradschlosses nicht schnell genug finde, mache ich mich mit dem Auto auf den kurzen Weg ins Studio. Einen Parkplatz direkt vor der Tür zu finden, damit hatte ich nicht gerechnet. Aber nach nur einer kleinen Runde um den Block finde ich eine passende Lücke. Ich freue mich, so früh dran zu sein. Noch zwanzig Minuten bis zum Beginn der 19.30 Uhr Klasse am Mitwochabend. Der Eingang ist kreuzbergtypisch unscheinbar. Der kleine Hinterhof im Vergleich dazu sehr gepflegt. Hinten links in der Ecke befinden sich zwei Glastüren. Zwei weitere Yogahungrige gesellen sich dazu. Eine drückt zielstrebig auf den Klingelknopf und schiebt die rechte Glastür auf, läuft zügig die schmale Treppe nach oben. Sie scheint sich auszukennen, also folge ich ihr bis ins 2. Obergeschoss.

Noch eine Viertelstunde Zeit, denke ich mir auf dem Weg nach oben. Als ich durch die Tür trete, traue ich meinen Augen kaum. Der Raum ist voll. Locker ⅔ der Fläche des Raumes ist bereits in zwei Reihen mit Blick zur langen Fensterfront mit Matten belegt. Die restliche noch freie Bodenfläche gehört eigentlich schon zum Umkleidebereich, in dem man direkt nach dem Öffnen der Eingangstür steht. Wenn Du also sehr knapp zur Stunde kommst, könnte es unter Umständen passieren, dass Du keinen Platz mehr findest. Würfelförmige Regale auf Augenhöhe dienen als Stauraum für Kleidung, an den Hakenschrauben darunter können Jacken und Taschen angehangen werden. Einen Sichtschutz zum “Kursraum” gibt es nicht, Männer und Frauen teilen sich diesen Bereich. Wenn Du Dich nicht gern vor Publikum umziehst, empfiehlt es sich, schon in Sportklamotten zu kommen.

Ich bin etwas irritiert, kein Empfang, niemand zu sehen, der Geld haben oder Zettel ausgefüllt haben möchte. Gewusel beim Umkleiden. Ich lege meine Tasche vor dem als Sitzmöglichkeit dienendem Regal ab und rolle direkt davor meine Matte aus. Erst als ich hochschaue, stelle ich fest, dass ich mich direkt vor den Füßen eines jungen Mannes mit Klemmbrett und Kellnerportemonnaie niederlasse. Ich frage ihn, ob ich mich bei ihm anmelden und bezahlen kann. Er antwortet auf englisch und bittet mich, als neuer Besucher meine Kontaktdaten in ein Formular einzutragen. Hier unterschreibe ich auch gleichzeitig, dass ich allein verantwortlich für mich praktiziere. Als ich nachfrage, wie viel Geld er von mir bekommt, verweist er auf die Liste, die über ihm hängt.

Yellow Yoga versteht sich nicht als Yogaschule sondern als Solidargemeinschaft und Du zahlst einkommensabhängig ohne Nachweis auf Vertrauensbasis Deinen entsprechenden Beitrag. Sechs Euro pro Stunde als Minimum, zwölf Euro als Maximum.

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Yellow Yoga – Solidargemeinschaft

In der hinteren Ecke am anderen Ende des Raumes hole ich mir Blöcke, eine Decke und einen Gurt. Als ich zurückkehre, hat sich der Rest des Raumes mit Matten gefüllt. Alle rutschen noch ein bisschen zusammen, so dass keine zwei Finger mehr zwischen die 32 Matten im Studio passen. Ich tapse noch einmal auf Zehenspitzen zwischen den Matten bis zum anderen Ende des Raumes zur Toilette (das eine WC mit Waschbecken teilen sich Yogis und Yoginis).

Der junge Mann mit dem Klemmbrett verschwindet und schließt hinter sich die Eingangstür.

Eine dunkelhaarige, sympathisch aussehende Frau begrüßt uns auf englisch und lässt uns die Vinyasa Flow Class im Liegen mit “Schmetterlingsbeinen” (Supta Baddha Konasana) beginnen. Im Yoga begegnen wir immer wieder unseren ganz eigenen Mustern, unseren Widerständen. Nur mit Mühe finde ich beinahe schräg liegend auf meiner Matte die Möglichkeit, meine Knie halb abzulegen, ohne dabei rechts oder links neben mir jemanden zu berühren. Carrie, die Yogalehrerin, lässt uns den Atem spüren, dann vertiefen und uns mit der Ujjayi-Atmung, der so angenehm reinigenden Meeresrauschenatmung verbinden.

Es folgen ein paar sanft-dehnende Übungen bevor wir uns in den ersten herabschauenden Hund strecken. Wir laufen nach vorn und bauen die Berghaltung (Tadasana) auf. Carrie bittet uns hier unsere Intension für die Stunde zu setzen. Sie erinnert uns daran, dass Yoga in jedem von uns Licht entfacht und wir wiederum dadurch ebenfalls bei jedem dem wir begegnen Licht entfachen können. Sie bittet uns, auch diese Idee mit in die Stunde einfließen zu lassen bevor wir die Praxis mit einem gemeinsamen Om beginnen. Zum ersten Mal erlebe ich eine rein englisch gesprochene Klasse und stelle wieder fest, wie viel angenehmer, bildhafter und weniger platt manch Formulierungen klingen.

Es folgen drei Runden des klassischen Vinyasa Sonnengrußes, dann ein paar stehende Asanas fließend aneinander gereiht und jeweils in die Sonnengrüße integriert. Auch die Balancehaltungen werden fließend miteinander verbunden. Stehend auf meinem linken Bein lege ich meinen rechten Knöchel auf dem linken Oberschenkel ab, lasse mich sinken, strecke mich wieder nach oben in den Krieger III, von hier aus zum Standing Split direkt zum Sitzen in einen Twist.

Im Raum ist es warm, aber immer wieder öffnet Carrie die Fenster und frische Luft durchströmt den Raum. Carrie unterrichtet bereits seit 2008 Yoga und führt sehr warmherzig und fordernd zugleich durch die Stunde.

Gelber Raum – Quelle Studiowebsite

 

Ich war anfangs wirklich skeptisch, weil der Raum so super voll war. Das Publikum wirkte eher alternativ und mit meiner für meine Verhältnisse farbenprächtigen Yogaleggins fühlte ich mich anfangs nicht ganz wohl. Aber nach dem ersten Viertel der Stunde, meiner wohl ganz persönlichen Ankommenszeit, habe ich die Klasse sehr genossen. Ich mag den Unterrichtsstil von Carrie. Obwohl ich als Bewegungsmensch die sportlichen Aspekte vom Vinyasa Flow immer als angenehm empfinde, fehlt mir oft etwas in den Stunden, die dann eher einer kräftigenden Gymnastikstunde gleichkommen. Hier ist das überhaupt nicht so. Carrie lässt genügend Zeit, die Asanas aufzubauen trotz des Fließens von einer zur anderen Haltung. Sie ist present im Raum, gibt vereinzelt Hands On und Tipps zur Verwendung der Hilfsmittel, bietet Alternativen für die unterschiedlichen Levels im Raum an. Sie führt mit Tiefgang durch die fließende aber unaufgeregte Praxis und lässt ihre Worte begleiten durch mitziehende und doch erdende musikalische Klänge.Die Stunde endet nach Savasana im Sitzen mit einem gemeinsamen Om.

Die nächste Stunde beginnt fünfzehn Minuten später und die Teilnehmer warten bereits vor der verschlossenen Eingangstür. In ähnlich bienenstockartigem Treiben wie vor der Yoga-Class löst sich auch alles wieder auf. Auch ich bringe Blöcke und Decke wieder zum Regal nach hinten, rolle zügig meine Matte zusammen und verlasse das Studio mit meiner neuen Lieblings-Yoga-Vokabel “Angry Cat” (wenn Du vom herabschauenden Hund Dein Knie nach vorn zur Stirn ziehst und dort hältst).

Yellow Yoga – Gelber Raum
Mariannenstraße 48
10997 Berlin
www.yellow-yoga.com

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