Y4All Berlin – Review
Das Yoga for all Mankind beim Märchenbrunnen in Friedrichshain bietet Yoga Flow- und Pilates Kurse an. Workshops, Yoga Reisen sowie eine 200 h Yoga Ausbildung zählen ebenfalls zum Programm.
Das Wochenende steht bevor und mich packt mein Bewegungsdrang. Freitagmittags bietet das Y4All – Yoga for all Mankind – einen Happy Lunch Flow an, nach dem ich mich sicher gut bewegt fühlen werde.
Mit Yogamatte und Sportkleidung im Gepäck fahre ich mit dem Auto in die Greifswalder Straße. Das Studio befindet sich neben dem Volkspark Friedrichshain in Höhe des Märchenbrunnens und unweit des schönen Bötzowviertels. Ganz unerwartet wird direkt vor der Tür ein Parkplatz frei, womit Du unter normalen Umständen auf keinen Fall rechnen solltest. Plane lieber ein bisschen mehr Zeit zum Suchen ein, wenn Du auch mit dem Auto unterwegs sein solltest. Mit dem Fahrrad oder der Tram, die direkt vor der Tür entlang fährt, bist Du bis auf solche Ausnahmen ganz sicher besser dran.
Die Stunde beginnt Viertel nach Zwölf und ich habe noch ausreichend Zeit. Rechts an der Toreinfahrt entdecke ich ein kleines Schild, was auf das Yogastudio hinweist und laufe hindurch. Ein kleiner Hof, links davon die Rückseite des Wohnhauses mit eins, zwei Eingängen. Doch das Yogastudio ist hier nicht zu finden. Ich schaue auf eine Lücke zwischen dem Haus und einem mit Bambusmatten abgedeckten Zaun. “Gewerbehof” ist auf einem Schild zu lesen. Ich gehe darauf zu und schaue in diesen Gewerbehof hinein – eher unwahrscheinlich, dass ich hier ein Yogastudio finde. Der Blick fällt direkt auf eine alte Backsteinmauer, links vom Eingang des Hofes ein altes, unansehnliches Backsteingebäude, davor etliche parkende Autos, die den Blick auf die Tür des Gebäudes versperren. Zögerlich laufe ich nach links in den Gewerbehof hinein an den Autos vorbei – und tatsächlich, rechts am Schild der Tür entdecke ich das hellgrüne Logo auf weißem Untergrund des Y4All.
Ich laufe die Stufen bis ganz nach oben und lande vor einer bunt beschriebenen Tafel. Noch bevor ich oben ankomme, öffnet eine junge Frau die Tür und heißt mich herzlich willkommen. Ich blicke in den lichtdurchfluteten, hellen Raum – was für ein Kontrast zu außen. Wenn Du oben angekommen bist, stehst Du direkt vorm Tresen. Ich melde mich als Erstbesucher an, fülle die übliche Verzichtserklärung mit meinen Kontaktdaten aus und bestätige, gesund zu sein und auf etwaige körperliche Einschränkungen im Vorfeld hinzuweisen. Bei Deinem ersten Besuch kannst Du wählen zwischen einer Probestunde für 10 Euro oder dem Intro Monat für 39 Euro. Anschließend gibt es Monatsabos für 49 Euro, Zehner Karten für 119 Euro und ein paar Angebote für Viel-Praktizierende.
Mir werden die Umkleiden gezeigt – Männer und Frauen haben getrennte Umkleiden, die wie der Kursraum von blickdichten, weißen Vorhängen umgeben sind und direkt vom Kursraum abgehen. Für die Frauen gibt es zwei WCs.
Es ist erst ein weiterer Teilnehmer im Raum, als ich meine Matte mit Blick zur breiten Fensterfront ausrolle. (Matten, Handtücher und Wasser bekommst Du hier im Studio für jeweils zwei Euro. Gurte, Blöcke und Decken kannst Du kostenlos ausleihen). Nach und nach füllt sich nun aber der Eingangsbereich des Studios. Einige werden von Jonas, dem Yogalehrer mit Küsschen begrüßt und es wird sich teils angeregt unterhalten. Andere nehmen nach dem Umziehen noch einen Moment in der Sitzecke Platz. Helle Matratzen auf weißen, übereinander gestapelten Europaletten dienen als Sofa. Die großen Kissen darauf in knalligen Farben bieten einen wunderbaren Kontrast zum großzügigen Weiß des Studios.
Auch ich wechsel noch ein paar Worte mit Jonas. Ihm und Nicole Rudschinat gehört das Studio. Sie wollen Yoga für alle zugänglich machen. Dazu unterrichten sie hinsichtlich der Asanas eher Basic, die Art des Flows und die Intensität ist aber etwas anspruchsvoller (sie stufen es als Level 2 Classes ein), so dass Anfänger schnell reinfinden und fortgeschrittenere Yogis auf ihre Kosten kommen und für sie Raum nach oben bleibt. Jonas meint, man muss schon ein paar Mal dabei sein, um in den Fluss der Stunde rein zu finden.
Ich setze mich auf meine Matte. Wir sind elf Teilnehmer, drei Männer. Jonas setzt sich ebenfalls auf einen Block mit dem Rücken zur Fensterfront und kündigt an, heute in englisch zu unterrichten. Es ist noch etwas unruhig im Raum. Als ich wieder nach vorn schaue, hat Jonas die Augen bereits geschlossen. Ich nehme die Musik war und schließe ebenfalls meine Augen. Allmählich verstummen außer der Musik alle Geräusche um mich herum. Auch von vorne kommt keine weitere Ansage. Ich öffne noch einmal meine Augen, schaue mich im Raum um. Alle Teilnehmer sitzen mit geschlossenen Augen da. Das Publikum ist eher jünger, niemand scheint älter als Mitte dreißig zu sein. Mindestens drei der Frauen sind auffällig zierlich.
Ich schließe wieder meine Augen. Ein ganzer Moment Stille – irgendwie ohne Vorankündigung. Doch nun bittet uns Jonas, unsere Intension zu setzen für die heutige Praxis. Betont noch einmal, dass niemand sich in Asanas hineindrücken und immer nur so weit gehen soll, wie es sich gut anfühlt. Er lädt dazu ein, jederzeit in der Childs-Pose zu pausieren.
Die Yogastunde ist bestückt mit etlichen dynamischen Sonnengrüßen im ersten Teil, darin eingebettet Krieger I und Krieger II Varianten, Planks sowie dynamische Liegstütz und Rückbeugen aus der Bauchlage. Gerade hierfür ist eine solide Basis wichtig, die von Anfängern nicht vorausgesetzt werden kann. Es folgen stehende Asanas, auch diese wirklich Basic, aber fließend von einer zur anderen. Hier gibt Jonas genügend Zeit zum Ausrichten, bietet Varianten auch für Fortgeschrittene an.
Jonas hat eine sehr ruhige, aber kraftvolle Art zu unterrichten, wirkt super souverän dabei und führt die Teilnehmer gekonnt durch den sehr dynamischen Flow. Er konzentriert sich eher auf das körperliche, bringt die Ansagen sehr bodenständig ohne Schnörkel, ganz klar. In dieser Klasse steht der herausfordernd sportliche Aspekt im Vordergrund. Auch bei mir merke ich den Ehrgeiz immer wieder zum Vorschein kommen, obwohl ich mich nicht hundertprozentig fit fühle an diesem Mittag. Jonas erinnert immer wieder an die zu Beginn der Stunde gesetzte Intention für die eigene Praxis – damit hole ich mich dann zurück in meinen Körper, zu meinem Atem und praktiziere wieder aufmerksamer und fokussierter.
Auf der Website steht, dass Classes grundsätzlich für Anfänger und Fortgeschrittene gedacht sind. Aber wenn Du noch nicht wirklich geübt bist, empfehle ich Dir, ein paar Basic Classes zu besuchen, die das Y4All jeden Dienstagabend anbietet. Der Kursplan ist nicht so gefüllt wie in manch anderen Studios – durchschnittlich 2 Klassen täglich, mal morgens, mal abends, mal mittags. Im Teamplan auf der Website entdecke ich auch Carey, bei der ich bereits im Yellow Yoga eine so schöne Flow-Klasse erlebt hatte.
Die Stunde endet mit sitzenden Vorbeugen, nochmals kräftigenden Rückbeugen aus der Bauchlage sowie der Schulterbrücke und für fortgeschrittene Schüler dreimal das Rad. Ganz am Ende klassisch für Flow-Stunden die Umkehrhaltungen (Pflug und Schulterstand bietet Jonas hier an) und liegende Twists vor der Endentspannung. Musik begleitet uns durch das Savasana und wir beendeten die Praxis im Sitzen mit drei Om.
Dieser sechzig minütige Happy Lunch Flow fühlt sich nach einer sehr ausgewogen, körperlich gut fordernden Stunde an. Eben gut geeignet, um seinen Körper mal ordentlich zu spüren und dem Geschnatter im Kopf durch Atem und Bewegungsfluss etwas entgegenzusetzen.
Yoga For All Mankind
Am Märchenbrunnen
Greifswalderstrasse 9
10405 Berlin
www.y4all.com
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