Yoga School Berlin – Review
Die Yoga School Berlin befindet sich am Kreuzberger Hermannplatz gegenüber des Huxley. Das wunderschöne Ashtanga Studio führt Dich auf gesunde Art und Weise an Deine Grenzen heran.
Per Zufall bin ich kürzlich im Netz auf die Yoga School Berlin gestoßen und hatte gleich beschlossen, sie ganz bald mal zu besuchen. Gern starte ich die Woche mit einer Mittagsklasse um 12.30 Uhr und steuere das Studio mit der U-Bahnlinie 8 an. Direkt am Hermannplatz neben Karstadt, gegenüber dem Huxleys die Yoga School und scheint mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad am besten erreichbar zu sein.
Ich bin recht früh dran und warte gemeinsam mit einem anderen Teilnehmer vor dem Studioeingang. Die Yoga School Berlin befindet sich im Hof in einer Remise mit kleinem Garten davor und einem Wintergarten.
Während des gemeinsamen Wartens komme ich mit dem anderen Teilnehmer ins Gespräch. Er erzählt, dass die Mittagsstunden variieren, er aber jeden Mittag hier praktiziert. Susan, die gleich unterrichtet und das Studio gemeinsam mit ihrem Mann gegründet hat, würde ein recht forderndes Vinyasa Flow unterrichten – eine weitere Stunde bietet sie wohl Dienstagabends an. Da hätte er aufgegeben und sei nicht mehr mitgekommen, obwohl er seit drei Jahren täglich dort praktiziert. Da wurde mir schon etwas mulmig.
Die Yoga School Berlin ist ein Ashtanga Studio, eine sehr kraftvolle und dynamische Form des Yogas und zählt wohl zu den wichtigsten und ausgefeiltesten aber eben auch schwierigsten Formen des Hatha Yoga. Das Studio bietet darüber hinaus die daraus entstandene, deutlich einfachere Form Vinyasa Flow an sowie Yin Yoga.
Kurze Zeit später öffnet uns Susan die Tür und bittet uns freundlich herein. Sie nimmt Platz hinter ihrem Laptop an dem kleinen, weißen Tischchen am Eingang. Sie erklärt mir, dass die Probestunde kostenlos ist, wenn direkt im Anschluss ein Vertrag abgeschlossen wird. Zehn Euro zahlst Du, wenn Du Dich nicht gleich fest binden möchtest.
Das Studio ist wunderschön. Für einen kurzen Moment vergesse ich, dass ich mich mitten in Berlin befinde. Im Eingangsbereich steht ein großer Holztisch mit zwei Sitzbänken, ein weiß angestrichenes Regal mit Yogabüchern und darüber ein großes Om-Zeichen. Die Wände strahlen ebenfalls in weiß. Die Umkleiden findest Du übrigens rechts vom Eingangsbereich aus abgehend. Geh den kleinen Korridor entlang, vorbei an dem Regal mit privaten Matten (durch einen Vorhang verdeckt). Für die Herren befindet sich die Umkleide hinter der zweiten Tür mit dem Foto von James Dean darauf, für uns Damen ist der Umkleideraum mit WC und Dusche mit einem Bild von Romy Schneider gekennzeichnet.
Susan bittet mich, Wertsachen vor dem Yogaraum auf der Treppe abzulegen. Der Teilnehmer, den ich schon beim Warten kennenlernen durfte, erzählte mir, dass Susan da sehr ordentlich und streng ist und im Raum außer den Matten während der Stunde nichts haben möchte. Ich ziehe mich also um und rätsel noch einen Moment für mich selbst, ob ich nun meine ganze Tasche oder nur Telefon und Geldtasche mit zur Treppe nehme und entscheide mich dann für die zweite Variante. Ich laufe zum Vorraum und der nette “Langzeit-Besucher” zeigt mir den Weg zum Yogaraum. Zu dem gelangst Du nämlich, in dem Du aus dem Eingangsbereich heraus wieder in den Wintergarten läufst und hinter der rechten großen Holztür die Treppe hinaufsteigst. Oben geht rechts sowie links jeweils ein heller Kursraum ab. Die Mittagsklasse findet links statt. Es liegen bereits zwei herrenlose Matten im Raum. Auf einer weiteren lässt bereits eine junge Frau liegend mit geschlossenen Augen die erste Tageshälfte hinter sich. Ich rolle meine Matte ebenfalls mit Blick zum Podest aus und laufe noch einmal die Treppen herunter und schaue mich etwas um. An der Tür zum Eingangsbereich hängen ganz dezent drei, vier kleine Fotos von Susan in mehr als sportlichen Yogahaltungen und ich erinnere mich an die Worte des Langzeit-Besuchers.
Susan kommt klassisch aus dem Ashtanga. Sie ist eine zierliche aber durchtrainierte, hübsche Frau mit strahlendem Gesicht.
Ich gehe wieder nach oben. In wenigen Minuten beginnt die Stunde. Mit mir befinden sich insgesamt sieben Yogis im Raum bevor auch Susan die Treppen zu uns nach oben steigt. Sie bittet uns in den Fersensitz. Wir dehnen zuerst unsere Hände, Unterarme, Oberarme. Als Fokus der Klasse kündigt sie uns das Thema Balance an – ich denke zuerst gar nicht an stehende Balancehaltungen sondern sehe mich schon krampfhaft über meinen Händen hockend oder schwebend. Erst dann schließen wir die Augen, falten die Hände vor dem Herzen und singen ein gemeinsames Om. Susan stimmt mit für mich ungewohnt hoher Stimme, zart und doch irgendwie kräftig an. Es folgt ein längeres gesungenes Mantra, welches scheinbar alle anderen Teilnehmer im Raum beherrschen. Ich lausche still den Klängen und genieße mein Ankommen.
Ab da an geht es zügig fließend durch die Stunde. Sonnengruß A – einmal gemeinsam, anschließend vier mal jeder im eigenen Atemtempo gefolgt von einem gemeinsamen Sonnengruß B und zwei Runden in eigenem Tempo. Es folgen etliche miteinander verbundene Asanas im Stehen, gedrehtes Dreieck, von da aus ein Bein heben oder von der gebundenen Winkelhaltung nach vorn treten ohne den Bind aufzulösen, das gebundene Bein heben und nach oben austrecken. Oder aus dem Krieger III nach vorn balancieren, Knie heran ziehen um anschließend den Knöchel des einen Beines auf dem Oberschenkel des anderen Beines abzulegen um sich von da aus sinken zu lassen und den Fuß des angewinkelten Beines um den Oberarm zu haken und sich von hier aus in eine Armbalance zu begeben.
Durch alle Asanas führt Susan mit ruhiger Stimme, weist immer wieder auch darauf hin, dass es hilfreich ist, in sich hineinzuspüren, seine eigenen Grenzen auszuloten, sich mit dem Fluss des Atems zu bewegen, ruhig und tief zu atmen. Immer wieder praktiziert sie von vorn auf ihrer Matte oder von der Seite des Raumes bei seitlich stehenden Haltungen, dann geht sie wieder herum, gibt Hilfestellungen und ermutigt, Neues zu wagen, sich wirklich kurz vom Boden in die Armbalance zu trauen und stützt dabei gekonnt an den richtigen Stellen.
Die Klasse endet mit dem Angebot, durch sie gestützt in den Handstand zu gehen. Alternativ bietet Sie Kopfstand oder einen selbst gewählten Hüftöffner an. Gemeinsam gehen wir noch durch einen sitzenden Twist und legen uns dann für die Endentspannung mit Blick zur Treppe auf den Matten nieder.
Ich spüre deutlich, was mein Körper geleistet hat und kann mich sofort fallen lassen in mein wohlverdientes Savasana, auch ohne hinein geführt zu werden. Als i-Tüpfelchen erklingt dann auch noch ein Stück von Ludovico Einaudi aus dem Lautsprecher und ich schmelze regelrecht dahin. Susan massiert mir noch kräftig den Nacken, drückt die Schultern zum Boden und einige Momente später beenden wir die Stunde im Sitzen mit drei OM und Shanti.
Wenn Du noch ganz frisch beim Yoga bist, solltest Du vorher auf jeden Fall die Beginner-Klassen besuchen. Auf der Website kannst Du nachlesen, dass die LED Intro Klassen oder gar eine Mysore Klasse zum Start am besten geeignet sind.
Jede Klasse kann spontan besucht werden. Zwischen 14-18 Euro kostet sie je nach Länge. Bei Vertragsabschluss kannst Du vier Klassen pro Monat ab 50 Euro buchen, acht Stunden monatlich ab 70 Euro oder unbegrenzt ab 90 Euro. Zehnerkarten bekommst Du ab 145 Euro.
Nach der Stunde nimmt sich Susan noch Zeit für Fragen. Sie arbeitet zusammen mit einem Orthopäden, der ebenfalls Yogalehrer ist. Ja, Yoga kann gefährlich sein, aber anderer Sport auch, sagt sie. Ashtanga folgt normalerweise recht streng vorgegebenen Übungsreihen. Das hat sie in ihren Klassen im Mysore Stil aufgelockert und stimmt sich immer wieder mit dem Orthopäden ab, was wirklich gesund ist und gut tut. So unterrichten etliche Yogalehrer in allen möglichen Studios bereits in Beginner-Classes den Schulterstand und Pflug, welches sie in ihre Stunden überhaupt nicht mehr einbaut. Die Belastung für die Halswirbelsäule sei viel zu groß. Allein dieses Statement, welches ich schon länger teile, hat gleich noch mehr Sympathiepunkte bei mir eingeholt.
Die Yoga School Berlin mit der Lehrerin haben mich wirklich begeistert und ich merke immer wieder, wie es mich in diese dynamische Richtung zieht. Hier war ich definitiv nicht das letzte Mal!
Yoga School Berlin
Hasenheide 8
10967 Berlin
http://www.yogaschoolberlin.de/
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